USA: Schleichend macht sich die Disinflation bemerkbar

Veröffentlicht am
2. November 2022
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Nachdem die US-Notenbank (Fed) die Zinsen seit Februar von 0 Prozent auf 3,25 Prozent angehoben hat, zeigen sich nun die ersten Folgen ihrer harten Maßnahmen zur Inflationsbekämpfung. Doch Vorsicht, es wird nicht von heute auf morgen zu einer Verlangsamung der Preisanstiege kommen.

Wenngleich sich der US-Immobilienmarkt mit einer selten beobachteten Heftigkeit umkehrt – wie unsere Grafik veranschaulicht –, betrifft dieser Einbruch die Preise von Wohnimmobilien und nicht die Höhe der Mieten, die die wichtigste Komponente des Verbraucherpreisindex darstellen. Die Mietpreise reagieren auf Entwicklungen bei den Immobilienpreisen üblicherweise mit zwei bis drei Quartalen Verspätung. Denn wenn der Erwerb einer Wohnimmobilie aufgrund zu hoher Preise oder Zinsen unerschwinglich wird, bleibt als Alternative zum Kauf nur die Miete. Folglich steigen die Mietpreise.

Ein weiterer Inflationstreiber ist der Arbeitsmarkt. Dieser ist in den USA noch überaus dynamisch, und die ersten Anzeichen für eine Abschwächung wurden lediglich in den letzten Wochen verzeichnet, als die Zahl der Stellenangebote deutlich zurückging. Dieser Wandel ist derzeit jedoch zu schwach, um für eine spürbare Beruhigung bei den Löhnen zu sorgen. Diese legten im Vergleich zum Vorjahr im vergangenen Monat noch um rund 7 Prozent zu.

Der Preis für den Sieg der Fed über die Inflation wird die von ihr provozierte wirtschaftliche Rezession sein. Diese wird den Umschwung auf dem Arbeitsmarkt bestätigen sowie die Nachfrage und Produktion belasten. Da ein Konjunkturabschwung nun gewiss ist, dürfte die Notenbank ihren geldpolitischen Straffungskurs sehr bald zurückfahren.

Diesen Moment erwarten nun immer mehr Marktteilnehmer, und der durch die wirtschaftliche Verlangsamung ausgelöste Zinsrückgang wird als guter Ausgangspunkt betrachtet, um erneut in Anleihen und Unternehmen anzulegen, die von einer Stabilisierung der Zinsen am ehesten profitieren können.

Doch Vorsicht vor zu großen Erwartungen: Die strukturellen inflationären Kräfte (demografischer, geschäftlicher und soziologischer Natur sowie in Bezug auf die Energiebilanz) bleiben weiter am Werk. Sie dürften die nachhaltige Rückkehr zu der von den Zentralbanken der Industrieländer erhofften Inflationsrate von unter 2 Prozent mehrere Jahre lang verhindern.

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